Kurfristiger ökonomischer Gewinn bringt langfristige Verluste

Prof. Susan Trumbore (Foto: Sven Doering)
Frau Professor Trumbore, wie hat sich die Bedrohung des Amazonas seit dem Antritt der Regierung von Jair Bolsonaro verändert?
Vor Bolsonaro gab es einen wachsenden Konsens, dass die wirtschaftliche Entwicklung in der Region durch intensivere Bewirtschaftung der bereits entwaldeten Gebiete und ohne weitere Abholzung erreicht werden kann. Es ist traurig, diesen Konsens verloren zu sehen. Bolsonaro argumentiert, dass die Industrieländer ihre Wälder größtenteils abgeholzt haben, und beansprucht für Brasilien dasselbe Recht der ökonomischen Entwicklung.
Trotzdem eine hoffentlich hypothetische Frage: Welche Folgen hätte es, wenn der gesamte Amazonas-Regenwald verschwände?
Das ist schwer abzuschätzen. Aber ein Verlust des Regenwaldes würde den Wasserhaushalt ganz Südamerikas stark beeinflussen, weil dort der größte Teil des Regens durch den Regenwald zirkuliert. Wir müssten mit zunehmenden Dürren rechnen und deutlich eingeschränkten Möglichkeiten, Ackerbau zu betreiben. Das lässt sich jetzt bereits in dem Bogen der Entwaldung beobachten, in dem bereits große Flächen abgeholzt sind. Dort dauert die Trockenzeit schon einen Monat länger, weil Nutzpflanzen weniger Wasser verdunsten und so die Menge des Wassers im hydrologischen Kreislauf sinkt. Wegen der reduzierten Verdunstung steigen auch die Temperaturen. In den letzten Jahrzehnten führte das lokal bereits zu einer zusätzlichen Erwärmung, die noch einmal so groß war wie die globale Erwärmung des vergangenen Jahrhunderts.
Das vollständige Interview können Sie auf der Webseite der Max-Planck-Gesellschaft lesen.