Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit von Spätfrösten und Ernteausfällen

17. Juni 2021
Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des World Weather Attribution Network, darunter Prof. Markus Reichstein, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, haben den möglichen Zusammenhang zwischen unerwarteten Frostperioden in Europa und dem globalen Klimawandel analysiert. Sie untersuchten die Spätfröste von Anfang April diesen Jahres, die auf eine Periode sehr milden Wetters folgten und in Frankreichs Weinbergen und Obst- und Gemüseanbauflächen Schäden hervorriefen. Der milde März hatte den frühen Austrieb der Pflanzen begünstigt und so waren die Frostschäden besonders dramatisch. Die Forschenden warnen, dass sich die Wahrscheinlichkeit unerwarteter oder gar extremer Wetterlagen, die auch aufeinander folgen können, durch den Klimawandel deutlich erhöht.

Die globale Erwärmung führt zu einem Anstieg der mittleren Temperatur auf unserem Planeten, regional kann sie sich aber sehr unterschiedlich auswirken. Auch wenn die Spätfröste insgesamt vielleicht weniger werden und gemäßigter ausfallen, so sorgen zeitige Warmperioden für ein frühes Austreiben der Pflanzen. Die zarten Triebe sind besonders gefährdet, wenn die Temperatur plötzlich unter den Gefrierpunkt sinkt. In Westeuropa war dies zwischen dem 6. und 8. April 2021 der Fall und führte besonders in Zentral- und Nordfrankreich zu große Schäden in den Weinanabaugebieten der Champagne, des Loire-Tals und in Burgund.

Die Wissenschaftler*Innen des Netzwerks untersuchten gezielt dieses Frostereignis unter dem Aspekt des Klimawandels. Nach Auswertung der Temperaturdaten und Klimasimulation gelangten sie zu dem Schluss, dass der Klimawandel die Spätfröste im Frühjahr 2021 um 20% bis 120% wahrscheinlicher gemacht hat.

„Für die Weinbauern und Landwirte können Spätfröste eine existentielle Bedrohung sein, denn die daraus resultierenden Ernteausfälle gefährden das Einkommen eines ganzen Jahres“ resümiert Prof. Markus Reichstein. Er will weiterhin zusammen mit seinen internationalen Kolleginnen und Kollegen extreme Wetterereignisse zeitnah und belastbar analysieren und die Bewertungen einer breiten Öffentlichkeit und den Entscheidungsträgern zugänglich machen.

Kontakt
Prof. Dr. Markus Reichstein
Max-Planck-Institut für Biogeochemie
Hans-Knöll-Str. 10
07745 Jena
+49 3641 576-200
reichstein-office@bgc-jena.mpg.de
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