Wie viele und welche Arten? Biodiversität und Ökosystem-Funktionen im Klimawandel

  • Datum: 15.11.2023
  • Uhrzeit: 17:00
  • Vortragende(r): Prof. Dr. Christian Wirth
  • Professor Universität Leipzig, Geschäftsführender Direktor / Sprecher des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, Alumnus MPI für Biogeochemie, Max-Planck Fellow
  • Ort: Ernst-Abbe-Zentrum des Beutenberg Campus
  • Raum: Hörsaal
  • Gastgeber: Max-Planck-Institut für Biogeochemie
  • Kontakt: presse@bgc-jena.mpg.de
Wie viele und welche Arten? Biodiversität und Ökosystem-Funktionen im Klimawandel
Seit den 1990er Jahren hat sich unser Blick auf die biologische Vielfalt verändert. Angesichts der globalen Biodiversitätskrise rückte die Frage in den Vordergrund, was mit Ökosystemen geschieht, die an biologischer Vielfalt verlieren. Die Frage "Wie viele Arten braucht ein Ökosystem, um optimal zu funktionieren?" leitete einen Paradigmenwechsel ein: Die biologische Vielfalt reagiert nicht nur auf die Umwelt, sondern prägt sie als Akteur und stellt Mehrwerte bereit, von denen wir profitieren, wie z. B. Nahrung, Rohstoffe, Schutz und Erholung.Mit der Beschleunigung des Klimawandels nimmt der Druck auf die Artenvielfalt zu. Die Arten reagieren, indem sie ihre Verbreitungsgebiete anpassen und sich zu neuen Gemeinschaften zusammenschließen. Weltweit hat eine gezielte Einführung von Arten begonnen, die besser an künftige Klimazonen angepasst sind ('assisted migration'). Diese neuen Gemeinschaften sind nicht unbedingt weniger vielfältig, enthalten neue Arten mit anderen funktionellen Merkmalen, was die Frage aufwirft: "Welche Arten werden für ein optimales Funktionieren benötigt? Zu diesem optimalen Funktionieren gehört heute auch die Fähigkeit von Ökosystemen, den Klimawandel einzudämmen und seine Auswirkungen abzufedern.Prof. Wirth wird in seinem Vortrag Belege für die Rolle und das Zusammenspiel von funktionaler Biodiversität und Identität auf verschiedenen Ebenen vorstellen und daraus resultierende Strategien für eine nachhaltige Landnutzung diskutieren.

Prof. Christian Wirth ist Pflanzenökologe und untersucht, wie sich natürliche und vom Menschen verursachte Veränderungen der pflanzlichen Biodiversität auf Ökosystemprozesse wie Kohlenstoffspeicherung, Wasserverbrauch und Energiebilanz auswirken. Er leitet zusammen mit Prof. Alexandra Weigelt die Arbeitsgruppe für Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität an der Universität Leipzig. Er ist Gründungsdirektor und Sprecher des DFG-Zentrums "Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig", Direktor des Botanischen Gartens der Universität Leipzig und war von 2012-2022 Max-Planck-Fellow am MPI für Biogeochemie in Jena. Nach dem Studium der Pflanzenökologie an der Universität Bayreuth galt sein Interesse zunächst dem Kohlenstoffkreislauf und der Feuerökologie borealer Wälder in Sibirien und Alaska. Anschließend entwickelte er - mit Stationen in Princeton, Fairbanks und Jena - merkmalsbasierte Ansätze zur Untersuchung der Beziehung zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen in Wald- und Graslandökosystemen. Er kombinierte Beobachtungen, Experimente und Modelle auf verschiedenen Ebenen und war einer der Begründer der TRY-Datenbank für funktionelle Pflanzeneigenschaften. In jüngster Zeit forscht er zu den Themen Waldschutz, Auenökologie, Baumkronenökologie (Leipziger Baumkronenkranich), Auswirkungen des Klimawandels auf Wälder und kulturelle Leistungen der biologischen Vielfalt. Derzeit leitet er die nationale Biodiversitätsbewertung (BMBF "Faktencheck für den Erhalt der Artenvielfalt").

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