„Den Wald in Ruhe zu lassen, ist blauäugig“

3. November 2020
Dem Wald in Deutschland geht es schlecht. Abgestorbene Bäume und lichte Kronen bereits im Sommer zeigen deutlich, wie es um ihn steht. Dr. Henrik Hartmann, Leiter einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, geht der Frage nach, wie sich der Wald verändern muss, wenn er auch bei fortschreitendem Klimawandel bestehen soll. Im Interview reflektiert er über den Zustand und die Zukunft des Waldes, und darüber, wie Wissenschaft und Politik den Waldumbau unterstützen können.

Wird es in 30 Jahren in Deutschland noch Wald geben, oder leben wir dann in einer Savanne?


Henrik Hartmann: Prognosen für ein paar Jahrzehnte sind schwierig, auch weil der Wald einen anderen Zeithorizont hat als der Mensch. Aber bei gleichbleibenden Niederschlagsmengen wird es bei uns sogar in 150 Jahren noch Wald geben. Die Frage ist nur, wie er aussehen wird. Sicherlich anders als heute, auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen und es sie beunruhigt.

In vielen Teilen Deutschlands gab es in den vergangenen paar Jahren aber doch viel weniger Regen als im Schnitt der letzten Jahrzehnte.

Das ist nicht das einzige Problem: Weil die Temperaturen im Durchschnitt gestiegen sind, verdunstet mehr Wasser über die Blätter der Bäume. Selbst wenn die Niederschlagsmenge gleichbleibt, trocknet der Boden so immer weiter aus. Irgendwann leiden dann auch die Bäume unter diesen für sie zu trockenen Bedingungen. Das trifft vor allem große, alte Bäume. Die Hitzewellen und Dürren der vergangenen Jahre zeigen da, was noch alles auf uns zukommt.

Allerdings werden manche Arten auch auf lange Sicht mit den Bedingungen klarkommen, zumindest wenn sich das Klima nicht weiter so rasant verändert wie bisher. Der Wald ist sehr widerstandsfähig. In den fast 400 Millionen Jahren seiner Existenz hat er schon Schlimmeres überstanden als den von uns gemachten Klimawandel. Er wird schon ohne uns klarkommen. Für uns wird es aber schwer, wenn der Wald in unserem Lebensraum schwächelt oder sogar daraus verschwindet.

Wie wird der Wald also in Zukunft aussehen?

Das ist eine Frage, die wir erst noch erforschen müssen, und zwar indem wir Fachleute aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zusammenbringen: Ökologen, Ökophysiologen, zu denen ich gehöre, Forstwirte und Modellierer, die Szenarien für die Zukunft prognostizieren können. Das ist ein Grund, warum ich mit ein paar Kolleginnen und Kollegen das Tree Mortality Network gegründet habe. Darin untersuchen wir etwa, welche Baumarten unter welchen Bedingungen absterben, um so Rückschlüsse auf zukünftige Waldzusammensetzungen ziehen zu können.

Das vollständige Interview können Sie auf der Webseite der Max-Planck-Gesellschaft lesen.

Das Video zum Thema: Baumsterben im deutschen Wald: Wie wird der Wald in Zukunft aussehen finden sie unter dem nachstehenden Link.
Zur Redakteursansicht