ICOS ERIC gegründet: EU-weit vernetzte Treibhausgasmessungen

24. November 2015
Das Netzwerk zur Beobachtung von Treibhausgasen „Integrated Carbon Observation System“ (ICOS) ist von der Europäischen Kommission offiziell als Europäische Forschungsinfrastruktur etabliert worden. Mit einem der beiden zentralen europäischen Referenzlabore leistet das Max-Planck-Institut für Biogeochemie darin einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Klimawandels.

Um den Klimawandel weiter zu untersuchen und Daten für Wissenschaft und Politik zur Verfügung zu stellen, bedarf es einheitlicher Messstandards und der Möglichkeit, gemeinschaftlich auf die gewonnenen Daten zuzugreifen. Dies sind genau die Ziele des europaweiten Beobachtungsnetzwerks für Treibhausgase ICOS, welches jetzt nach einer mehrjährigen Aufbauphase den Rechtsstatus einer europäischen Forschungsinfrastruktur erlangt hat. Damit ist die langfristige Grundlage für die Ermittlung europaweiter Kohlenstoffbilanzen geschaffen worden.

Neben dem Aufbau zahlreicher Messstationen für atmosphärische Treibhausgase über Land und Wasser, wurden bereits zwei zentrale Referenzlabore für ganz Europa errichtet: das zentrale Radiokohlenstofflabor am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg und das zentrale Flask- und Kalibrierlabor am MPI für Biogeochemie in Jena.

Das im Jenaer Technologiecenter „Am Felsenkeller“ lokalisierte Labor ist für die Bereitstellung und Zertifizierung von Referenzgasen zur genauen Kalibration der Spurengas-Messgeräte an den Observatorien und die Analyse von Luftproben zuständig. Es soll gewährleisten, dass alle in Europa gewonnenen Messwerte auf eine Referenz zurückgeführt werden können und dadurch miteinander vergleichbar sind. Zusätzlich ist geplant, in europaweiten Ringversuchen die Qualität der Messstationen zu überprüfen. Die jetzige Ausbaustufe des Jenaer Labors ist daher für ein Aufkommen von mehreren tausend Proben pro Jahr ausgelegt und an das globale Atmosphärenüberwachungsprogramm der Welt-organisation für Meteorologie (WMO) angebunden.

Die europäische ICOS-Infrastruktur hat acht Gründungsmitglieder: Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden und Finnland, wo sich auch der offiziellen Sitz des Netzwerks befindet. Die Schweiz hat Beobachterstatus. Für Deutschland übernimmt das Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig die nationale Koordinierung. Der nun anlaufende operationelle Betrieb von ICOS wird auf deutscher Seite vor allem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur getragen, das dabei über den Deutschen Wetterdienst auch den Betrieb der zentralen ICOS-Labore zunächst für 20 Jahre mit 1,6 Millionen Euro pro Jahr unterstützen wird. Der Aufbau des deutschen Anteils von ICOS wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit Mitteln in Höhe von 16 Millionen Euro getragen, davon 4,9 Millionen in Jena.

Kontakt
Dr. Armin Jordan
Tel.: 03641- 57 6403
Email: ajordan@bgc-jena.mpg.de
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