Jena Experiment geht weiter
Der Fortbestand eines der größten und ältesten Biodiversitätsexperimente in Europa ist bis Mai 2018 gesichert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird das Jena Experiment auch in den kommenden zwei Jahren fördern und stellt rund vier Millionen Euro zur Verfügung, damit verschiedene Aspekte der Artenvielfalt auf einer Fläche am Rande von Jena untersucht werden. Davon erhalten die Friedrich-Schiller-Universität Jena rund 1,5 Millionen und die Universität Leipzig rund 800.000 Euro. Insgesamt sind am Jena Experiment über 100 Forschende beteiligt – darunter auch vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), das inzwischen den Sprecher des Experiments stellt.Das Jena Experiment, initiiert und gegründet vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie und der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU), existiert bereits seit 2002, und ist damit das am längsten laufende Biodiversitätsexperiment in Europa. Auf einer weitläufigen Grasland-Fläche in der Saale-Aue am Rande der Stadt Jena werden unter Führung der Friedrich-Schiller-Universität die Diversität von Pflanzen und ihre Auswirkungen auf die Funktionen von Experimentalflächen untersucht. Dabei geht es einerseits um die Artenvielfalt, anderseits aber auch um die Vielfalt der Funktionen, die die verschiedenen Arten innehaben und ihr Zusammenspiel. Seit Beginn des Experiments wurden ca. 600 Versuchsflächen angelegt und gepflegt. Über die Jahre haben hunderte Studierende mitgeholfen, die Flächen regelmäßig zu jäten und zu mähen. So ist ein einzigartiges Freiland-Labor entstanden, das es ermöglicht, Langzeitdaten zu erhalten, um grundlegende Fragen zur Rolle der Vielfalt von Arten und Funktionen für Ökosysteme zu beantworten. Aufgrund dieses innovativen Forschungsansatzes hat das Jena Experiment weltweite Bekanntheit erlangt.
„Was das Jena Experiment auszeichnet, ist, dass hier verschiedene Forschungsgruppen an den gleichen Flächen arbeiten. Sie interessieren sich für so unterschiedliche Themen wie Bestäubung, Zusammenwirken von Bodenlebewesen und oberirdischen Pflanzenteilen sowie Stickstoff- und Kohlenstoffkreisläufe. Oder sie arbeiten mit Computermodellierungen. So können wir ein umfassendes Bild zeichnen, welche Auswirkungen diese Manipulationen der Biodiversität nach sich ziehen – und das über lange Zeiträume“, berichtet Dr. Anne Ebeling von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die die Infrastruktur und die Arbeiten vor Ort koordiniert. „Die Langzeitdatenreihen sind dabei das Herzstück des Jena Experiments und werden von allen Beteiligten aber auch von externen internationalen Wissenschaftlern genutzt“, so Ebeling. Auf diese Weise entstanden bisher über 185 wissenschaftliche Publikationen, darunter auch mehrere in so renommierten Journalen wie Nature oder Science. Allein im vergangenen Jahr konnten die Forschenden zum Beispiel zeigen, dass Biodiversität Ökosysteme vor Klimaextremen schützt (Nature), dass nach Flutkatastrophen artenreiches Grasland besser wächst als artenarmes (Nature Communications) oder dass Pflanzendiversität die Aktivität von Mikroorganismen und die Kohlenstoffspeicherung im Boden erhöht (Nature Communications).
Im September 2015 wurde das gesamte Projekt von der DFG bereits zum sechsten Mal von internationalen Gutachtern vor Ort evaluiert. Jetzt kam die Nachricht, dass das Experiment weitere zwei Jahre gefördert wird. In der neuen Projektphase wird es vor allem um die Synthese von Daten und um Metaanalysen gehen, für die umfangreiche Datenreihen aus den letzten Jahren genutzt werden. Außerdem ist eine engere Kooperation mit anderen DFG-Feldexperimenten wie den drei deutschen Biodiversitäts-Exploratorien Schorfheide-Chorin (Brandenburg), Hainich-Dün (Thüringen) und Schwäbische Alb (Baden-Württemberg), mit dem Sonderforschungsbereich AquaDiva in Jena, mit BEF China sowie mit vergleichbaren Großexperimenten in den USA geplant.
Daneben wird es aber auch 2016/17 wieder ein gemeinsames großes Feld-Experiment auf der Fläche in Jena geben, um die Beziehungen zwischen Biodiversität und verschiedenen Ökosystemfunktionen besser zu verstehen. „Es ist mittlerweile bekannt, dass sich diese Beziehungen über die Jahre hin verstärken, doch über die Mechanismen hinter dieser Beobachtung wissen wir noch wenig. Wir wollen daher herausfinden, wie biologische und nicht-biologische Faktoren sowie die Interaktionen von Pflanzen mit Organismen im Boden zusammenspielen und diesen Effekt bewirken“, erklärt Prof. Nico Eisenhauer von der Universität Leipzig und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv. Eisenhauer war von Anfang an beim Experiment dabei. Im Vorjahr hat er die Funktion des Sprechers von Prof. Wolfgang Weisser übernommen, der inzwischen an der TU München forscht. Der Sprecher ist als wissenschaftlicher Leiter für insgesamt neun Teilprojekte verantwortlich, an denen 14 Forschungseinrichtungen beteiligt sind, darunter auch iDiv-Partner wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Max-Planck Institut für Biogeochemie in Jena oder die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) sowie Universitäten aus der Schweiz und den Niederlanden. Die dauerhafte technische Betreuung der anfänglichen Installationen wird weiterhin vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie gewährleistet. Tilo Arnhold/ Tabea Turrini
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Nico Eisenhauer (Sprecher des Jena Experiments)
Lehrstuhl für Experimentelle Interaktionsökologie der Universität Leipzig und Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Tel.: +49-(0)341-973-167
Email: nico.eisenhauer@idiv.de
Dr. Anne Ebeling (Wissenschaftliche Koordinatorin des Jena Experiments)
Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU)
Tel.: +49-(0)3641-949437
Email: anne.ebeling@uni-jena.de
Axel Burchardt, Pressestelle der FSU Jena
Tel.: +49-(0)3641-9-31030
Email: presse@uni-jena.de
Tilo Arnhold/Dr. Tabea Turrini, Pressestelle iDiv
Tel.: +49-(0)341-9733-197, -106
Email: presse@idiv.de
Carsten Heckmann/Susann Huster, Pressestelle Universität Leipzig
Tel.: +49-(0)341-97-35021, - 35022
Email: kommunikation@uni-leipzig.de
Dr. Eberhard Fritz/ Susanne Héjja, Pressestelle Max-Planck-Institut für Biogeochemie
Tel.: +49-(0)3641-57-6800, -6801
Email: presse@bgc-jena.mpg.de