Internationale Experten diskutieren Amazonasforschung

25. Juni 2018
Wissenschaftler aus Deutschland und Brasilien trafen sich letzte Woche am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, um das weitere Vorgehen ihrer gemeinsamen Forschung im Amazonas zu planen. Mitten im Regenwald gibt es dort das Amazon Tall Tower Observatory (ATTO). An dieser internationalen Forschungsstation untersuchen die Wissenschaftler, welche Rolle die Amazonas-Wälder in globalen Stoff- und Atmosphärenkreisläufen spielen und wie sich dies durch den Klimawandel verändert.

Knapp 60 Wissenschaftler aus 20 vorwiegend deutschen und brasilianischen Forschungseinrichtungen und Universitäten kamen vom 18. bis 20. Juni in Jena zum alljährlichen ATTO-Workshop zusammen, der in diesem Jahr vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie ausgerichtet wurde. Dessen geschäftsführende Direktorin Prof. Susan Trumbore ist gleichzeitig deutsche Koordinatorin des internationalen Großprojekts ATTO. Ziel des Workshops war es, gemeinsam die dringlichsten wissenschaftlichen Fragestellungen zu erarbeiten, die in den kommenden Jahren angestoßen werden sollen.

Der Amazonas hat als das größte zusammenhängende tropische Waldgebiet der Erde globale Bedeutung: er hat über seine Verdunstung einen enormen Einfluss auf den Wasserkreislauf und stabilisiert das Klima. Um neue Daten beispielsweise zur Chemie der Atmosphäre und zu Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan zu gewinnen, wurde das Amazon Tall Tower Observatory eingerichtet – eine Messstation mitten im Amazonas-Becken. Dessen Herzstück, ein stählerner Messturm, ist mit 325 Metern der höchste freistehende Turm Südamerikas. Die Messungen an der ATTO-Station dienen dazu, globale Prozesse und Kreisläufe besser zu verstehen. Mit den Erkenntnissen werden dann das Verständnis des Klimasystems und die Modelle zur Klima-Vorhersage verbessert werden.

Seit die Messungen im ATTO Observatorium im Jahr 2012 begannen, wurde bereits eine Vielzahl von Daten gesammelt. „Aber mit jeder beantworteten Frage ergeben sich unzählige weitere“, so Susan Trumbore. „Um die neuen, exzellenten Forschungsideen in geordnete Bahnen zu lenken, Prioritäten zu setzen und die Ressourcen vor Ort bestmöglich auszunutzen, ist es von unschätzbaren Vorteil, sich persönlichen zu treffen, die gemeinsamen Vorhaben zu koordinieren und die Beziehungen untereinander zu stärken“. 20 Wissenschaftler von Forschungseinrichtungen in Brasilien, darunter das Nationale Institut zur Amazonasforschung (INPA) und die Universität des Staates Amazonas (UEA) in Manaus haben dafür den etwa 18-stündigen Flug auf sich genommen. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass sich die Strapazen gelohnt haben. Die Ergebnisse der anregenden Diskussionen in den Arbeitsgruppen werden nun in den nächsten Wochen in einem neuen Forschungsplan und einer Expeditionslizenz zusammengefasst.

Gleichzeitig wurde eine wichtige Neuerung vorgestellt. Ab sofort gibt es ein Datenportal (www.ATTOdata.org), in dem alle an der ATTO-Station gesammelten wissenschaftlichen Daten nach und nach öffentlich zugänglich gemacht werden. Dadurch schaffen die Wissenschaftler einen verbesserten Zugang zu den Forschungsdaten, der inzwischen in vielen Ländern gefordert wird. Sie erhoffen sich aber vor allem auch, die Zusammenarbeit innerhalb der Forschungsgemeinschaft und darüber hinaus zu vereinfachen und schlussendlich mehr fruchtbare Erkenntnisse aus den Daten zu gewinnen.

Kontakt:
Dr. Iris Möbius
Webmaster / Öffentlichkeitsarbeit für ATTO
Tel.: 03641 57671
E-Mail: iris.moebius@bgc-jena.mpg.de
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