Ähnliche Eigenschaften in wilden und domestizierten Arten

22. Oktober 2018
Forscher aus 19 Institutionen, darunter das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, haben die biologischen Eigenschaften und die evolutionäre Einordnung von mehr als 1000 domestizierten Arten auf der ganzen Welt analysiert und aktuell veröffentlicht. Diese Arbeit liefert der wissenschaftlichen Gemeinschaft eine detaillierte und umfangreiche Datenbank, mit deren Hilfe viele Fragen beantwortet werden können.

Die heutigen Kulturpflanzen und Tierarten, die zu unserer Nahrungsversorgung beitragen, wie Weizen oder Schafe, waren früher Wildarten, die der Mensch seit dem Spätpaläolithikum domestiziert hat. Um mehr über diesen Prozess herauszufinden, haben sich eine Reihe von Forschern zusammengetan und eine globale Datenbank über die Evolution und die biologischen Merkmale von mehr als 1000 domestizierten Arten aufgebaut. "Wir haben uns auf zwei Ziele ausgerichtet", erklärt Ruben Milla, Erstautor des Artikels "erstens haben wir gefragt, ob pflanzliche und tierische domestizierte Arten zu wenigen oder zu vielen evolutionären Linien gehören und zweitens wollten wir wissen, ob diese Arten biologische Merkmale mit ihren wilden Verwandten teilen."

Das Hauptergebnis der Studie ist, dass die Merkmale domestizierter Arten eine Untergruppe derjenigen Eigenschaften sind, die wir auch in Wildarten finden. Selbst wenn landwirtschaftliche Nutzpflanzen darauf selektiert wurden, große Samen zu liefern oder domestizierte Tierarten dazu tendieren, größer als ihre wilden Vetter zu sein, können genau diese Merkmale auch bei den Wildarten gefunden werden br>
Diese Arbeit ermutigt, die Suche nach neuen Arten zu verstärken, die in Zukunft als Nahrungsquelle erschlossen werden können. Die Ergebnisse in der Datenbank könnten dazu genutzt werden, die relevanten Merkmale von Lebensmittel liefernden Arten zu identifizieren und so die Suche nach Wildarten zu erleichtern, die solche Merkmale verkörpern.

Ein weiterer Beitrag der Studie ist die Feststellung, dass Nahrungspflanzen aus sehr vielen unterschiedlichen evolutionären Ursprüngen stammen, während Nutztiere zu einigen wenigen Linien gehören. "Auch wenn manche der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen zu einigen wenigen botanischen Familien gehören, wie die Hülsenfrüchte oder die Gräser, finden wir Nahrungspflanzen in vielen anderen evolutionären Pflanzenlinien", sagt Jens Kattge, Koordinator der beitragenden TRY Datenbank am Max-Planck-Institut für Biogeochemie. So wird diese Studie der wissenschaftlichen Gemeinschaft eine wertvolle Datenquelle über Nahrungsmittelarten und ihre wilden Verwandten zur Verfügung stellen und weitere vielversprechende Forschungen in diesem Bereich ermöglichen.

Originalveröffentlichung
Rubén Milla, Jesús M. Bastida, Martin M. Turcotte, Glynis Jones, Cyrille Violle, Colin P. Osborne, Julia Chacón-Labella, Ênio E. Sosinski Jr, Jens Kattge, Daniel C. Laughlin, Estelle Forey, Vanessa Minden, Johannes H. C. Cornelissen, Bernard Amiaud, Koen Kramer, Gerhard Boenisch, Tianhua He, Valério D. Pillar and Chaeho Byun (2018)
Phylogenetic patterns and phenotypic profiles of the species of plants and mammals farmed for food.
Nature Ecology & Evolution. doi 10.1038/s41559-018-0690-4

Kontakt am MPI für Biogeochemie
Dr. Jens Kattge
Tel: +49 (0)3641 57 6226
E-Mail: jkattge@bgc-jena.mpg.de
Zur Redakteursansicht