Satellitenstart von OCO-2 – er soll neue Einblicke in den Kohlenstoffkreislauf liefern

2. Juli 2014
An diesem Vormittag haben einige Wissenschaftler des MPI-BGC erneut kräftig die Daumen gedrückt, da der für gestern geplante Satellitenstart aufgrund technischer Probleme verschoben werden mußte. Nun hat es geklappt: der OCO-2 Satellit der NASA wurde erfolgreich von der Vandenberg Luftwaffenbasis in Kalifornien gestartet.
OCO-2 steht für "Orbiting Carbon Observatory 2". OCO-2 soll erstmals die globale Verteilung von Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre mit bisher unerreichter Genauigkeit, geographischer Abdeckung und räumlicher Auflösung vermessen. Bereits der Vorgänger OCO hätte das tun sollen, ging dann aber unglücklicherweise beim Start im Februar 2009 verloren.

Mehrere Wissenschaftler des MPI-BGC sind am Projekt beteiligt. Die Gruppe für Atmosphärische Fernerkundung (Gruppenleiter: Dr. Dietrich Feist) betreibt eine Bodenstation des Total Carbon Column Observing Networks (TCCON ) auf Ascension Island. Wie OCO-2 auch, messen die TCCON-Stationen die Konzentration von CO2 nicht an der Oberfläche, sondern gemittelt über die gesamte Atmosphäre. Die Stationen bilden ein einzigartiges Referenznetzwerk, mit dem die Satellitenmessungen von OCO-2, aber auch die seiner Vorgänger TANSO auf GOSAT (Japan) oder SCIAMACHY auf Envisat (Europa) kalibriert werden. Ascension Island ist dabei in mehrfacher Hinsicht besonders: es ist die einzige äquatoriale TCCON-Station, sie liegt strategisch günstig zwischen Südamerika und Afrika und wird voraussichtlich die wichtigste Referenzstation für die OCO-2-Messungen über dem Ozean werden. Aus diesem Grunde wurde sogar extra ein Team dorthin geschickt, damit zum Start von OCO-2 alles bereit ist.

Die Gruppe für satellitengestützte Fernerkundung von Treibhausgasen (Gruppenleiterin: Dr. Julia Marshall) wird direkt mit den Daten des OCO-2-Satelliten arbeiten, sobald diese verfügbar sind. Mit Hilfe von Computermodellen bestimmen die Wissenschaftler aus diesen Daten die weltweiten Quellen und Senken von CO2 neu. Dann wird man mit bisher unerreichter Genauigkeit sagen können, wo wie viel CO2 in die Atmosphäre freigesetzt wird und wo und wie viel davon wieder vom Ozean oder der Landoberfläche aufgenommen wird.

Sie werden sich auch mit einem sehr interessanten Nebenprodukt der OCO-2-Messungen beschäftigen: zufällig befinden sich im von OCO-2 beobachteten Spektralbereich auch Fluoreszenzlinien von Chlorophyll, mit deren Hilfe sich die Photosyntheseaktivität von Pflanzen an der Landoberfläche direkt bestimmen lässt. Mit dieser Zusatzinformation kann man die CO2-Aufnahme durch pflanzliche Photosynthese von anderen Vorgängen unterscheiden und damit neue Erkenntnisse über den globalen Kohlenstoffkreislauf erhalten.
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