Erfolgreicher Start des BIOMASS-Satelliten der ESA - eine neue Ära der Waldbeobachtung beginnt
Die BIOMASS-Mission der Europäischen Weltraumorganisation wird die Biomasse der Wälder mit großer Detailgenauigkeit überwachen.
• 📡 Neue Technologie: BIOMASS nutzt als erster Satellit im All eine leistungsstarke Radar-Wellenlänge (P-Band). Dadurch kann er erstmalig das gesamte Kronendach der Wälder durchdringen.
• 🌐 Globale Reichweite: BIOMASS wird eine detaillierte Karte der Biomasse in den dichten Wäldern der Erde erstellen und damit den Zustand und ihre weitere Entwicklung über 5 Jahre überwachen.
• 🌲 Warum das wichtig ist: Wälder speichern riesige Mengen an Kohlenstoff und mildern so die negativen Folgen menschengemachter Emissionen auf das Klima. Mit der Kenntnis, wo und wie viel Kohlenstoff gespeichert ist, können Wissenschaftler und Regierungen besser über Maßnahmen zum Naturschutz, zur Klimaanpassung und zur Eindämmung des Klimawandels entscheiden.
Die Mission
Der heutige Tag markiert einen erheblichen Fortschritt in der Art und Weise, wie wir unseren Planeten sehen und verstehen werden. Heute, Dienstag, den 29. April 2025 hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) um 11:15 Uhr den BIOMASS-Satelliten erfolgreich gestartet und in die Umlaufbahn gebracht. Der Start erfolgte vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, und markiert den Beginn der weltweit ersten Mission, die ein innovatives Radarsystem, ein P-Band-Radar mit synthetischer Apertur (SAR), ins All bringt.
Die BIOMASS-Mission dient der globalen Kartierung und Überwachung unserer Wälder. Sie wird die Struktur verschiedener Waldtypen erfassen und Daten zur oberirdischen Biomasse liefern. Letztes ist ein wichtiger Indikator für die Kohlenstoffvorräte der Landökosysteme und die Grundlage für globale Klimaschutzmaßnahmen.

„Mit dem erfolgreichen Start von BIOMASS werden wir die tropischen Wälder durch eine völlig neue Brille betrachten. Dies ist der erste Satellit mit einem P-Band-Radar im Weltraum, der es uns ermöglicht, tiefer als je zuvor in die Baumkronen hineinzuschauen und so die Biomasse und ihre Veränderungen viel genauer zu bestimmen.“
Dr. Nuno Carvalhais, Projektmanager des BIOMASS Projektbüros am Max-Planck-Institut für Biogeochemie.
Wälder spielen eine Schlüsselrolle im globalen Kohlenstoffkreislauf.
Die Überwachung der in großen und dichten Wäldern gespeicherten Kohlenstoffmengen ist von großer Bedeutung, da diese Ökosysteme ein Drittel der gesamten Photosynthese auf der Landoberfläche leisten und etwa die Hälfte des weltweiten in Biomasse vorhandenen Kohlenstoffs speichern. Dies entspricht dem Vierfachen der jährlichen globalen CO₂-Emissionen durch anthropogene Aktivitäten. Insbesondere tropische Wälder sind darüber hinaus für ihre biologische Vielfalt und ihre Ökosystemleistungen von unschätzbarem Wert. Sie stabilisieren das Weltklima und sichern das menschliche Wohlergehen.
Doch tropische Regenwälder sind zunehmend anfällig für klimatische und menschliche Einflüsse. Umso wichtiger ist es daher, den Rückgang der Wälder durch Abholzung und andere Störungen sowie Veränderungen der damit zusammenhängenden Kohlenstoffemissionen zu verfolgen. Bisher war es aufgrund der begrenzten Möglichkeiten bestehender Satellitentechnologien schwierig, zuverlässige Daten zur globalen Biomasse zu erheben, insbesondere in den Tropen. BIOMASS schließt diese Lücke mit einem neuen Maß an Detailgenauigkeit und Empfindlichkeit. Das innovative P-Band-Radar der Mission kann die Baumkronen durchdringen und die Holzstruktur der Bäume bestimmen.

rechts: BIOMASS auf dem Weg zum Startturm, um an der Vega-C-Rakete von Arianespace befestigt zu werden.
Das Erfassen der verschiedenen Waldökosysteme wird nicht nur Forschenden, sondern auch politischen Entscheidungsträgern und Naturschützern auf der ganzen Welt wichtige Informationen liefern, um einer zunehmenden Entwaldung entgegen zu wirken sowie Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu unterstützen. Die Messungen sind für das globale Kohlenstoffbudget unerlässlich und werden in globale Klimamodelle einfließen, um politische Rahmenwerke wie das Pariser Abkommen, den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) und Programme zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung (REDD+) fortzusetzen.
BIOMASS wird die Erde mindestens fünf Jahre lang umkreisen und dabei frei zugängliche Daten für die wissenschaftliche Gemeinschaft, Umweltorganisationen und Regierungen sammeln, dadurch auch die internationale Zusammenarbeit in der Klima- und Erdsystemforschung fördern. BIOMASS ist eine Kernkomponente des Earth-Explorer-Programms der ESA und spielt eine wichtige Rolle zur Einhaltung internationaler Klimavereinbarungen.
Das Projektbüro
Das in Deutschland angesiedelte Projektbüro BIOMASS unterstützt die wissenschaftliche Gemeinschaft, um das volle Potenzial der Mission auszuschöpfen. Koordiniert von Dr. Nuno Carvalhais am Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI-BGC) fungiert das Projektbüro als zentrale Drehscheibe für den wissenschaftlichen Austausch, in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Um Forschende und Praktiker aktiv einzubinden, bietet das Projektbüro Schulungskurse, Workshops und wissenschaftliche Veranstaltungen an. Diese sollen helfen BIOMASS-Daten optimal zu nutzen, um die Waldforschung, Klimastudien und ökologische Anwendungen voranzutreiben. Durch die Förderung eines lebendigen Dialogs zwischen Wissenschaftlern, Interessenvertretern und Entscheidungsträgern stellt das Projektbüro BIOMASS sicher, dass die bahnbrechenden Daten der Mission auch in der realen Welt Wirkung zeigen. Das Projektbüro BIOMASS wird durch einen Vertrag der Deutschen Raumfahrtagentur DLR finanziert, mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).