Die Stärke der Kohlenstoffsenke an Land kann abnehmen

1. August 2023

Die Wälder, Graslandschaften und andere Ökosysteme der Landoberfläche spielen eine wesentliche Rolle beim Ausgleich der Kohlenstoffemissionen des Menschen - eine Fähigkeit, die nach Ansicht von Forschenden durch anhaltende globale Veränderungen bedroht ist.

Diese Einschätzung eines Wissenschaftler-Teams, an dem auch Gruppenleiterin Ana Bastos vom MPI für Biogeochemie beteiligt war, wurde kürzlich als Review in Nature Reviews Earth & Environment veröffentlicht. Die Studie, geleitet von der Universität von Kalifornien (UC Berkeley), analysiert umfassend Hunderte von wissenschaftlichen Forschungsartikeln und zeigt die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Ökosystemen der Erde und der Atmosphäre. Die Ökosysteme der Landoberfläche absorbieren jährlich etwa ein Drittel der anthropogenen Kohlenstoffemissionen und haben damit die Auswirkungen der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen wirksam gemindert. Sie werden daher zusammenfassend als Landkohlenstoffsenke bezeichnet. 

"Die Forschung hat unser Verständnis des Kohlenstoffkreislaufs und der Fähigkeit der Erde, den Klimawandel zu regulieren, erheblich verbessert", sagte Sophie Ruehr, Doktorandin im Bereich Umweltwissenschaft, -politik und -management (ESPM) und Hauptautorin des Berichts. "Die Kohlenstoffsenke an Land hat als Puffer gedient, der einen bedeutenden Teil der menschlichen Kohlenstoffemissionen ausgleicht und dazu beiträgt, das globale Klima zu stabilisieren.

Dem Bericht zufolge hat die Kombination aus Kohlenstoffdüngung - bei der Pflanzen zusätzlichen Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und gleichzeitig den Wasserverlust durch Verdunstung verringern - und wärmeren Temperaturen in der nördlichen Hemisphäre dazu beigetragen, dass sich die Kohlenstoffsenke an Land von den 1960er bis zu den 2010er Jahren verdoppelt hat. Ohne diesen Anstieg wäre die atmosphärische Kohlendioxidkonzentration nach Schätzungen der Autoren bis 2020 auf über 500 ppm (Teile pro Million) gestiegen.

"Wir waren die Nutznießer eines eingebauten Ausgleichs für den Klimawandel durch die zunehmende natürliche Landsenke", sagte Mitautor Trevor Keenan, Professor am Lawrence Berkeley National Laboratory. "Aber diese natürliche Kapazität wird wahrscheinlich zu Ende gehen".

Die Autorenschaft zeigt, dass Abholzung, Landnutzungsänderungen und klimabedingte Belastungen wie Trockenheit und extreme Wetterverhältnisse die Fähigkeit der Landsenke zur Aufnahme von Kohlenstoff kontinuierlich verringert haben.

"Es wird immer deutlicher, dass Rückkopplungen zwischen Wetterextremen und Waldschäden das Potenzial für die Kohlenstoffspeicherung durch Wälder in den kommenden Jahrzehnten verringern könnten. Dies ist derzeit ein blinder Fleck in den Zukunftsprojektionen des Kohlenstoffkreislaufs", sagte Ana Bastos, Gruppenleiterin am MPI für Biogeochemie.

Die Forschenden warnen, dass sich diese Trends wahrscheinlich noch verstärken werden - vor allem, wenn die Kohlenstoffemissionen des Menschen nicht zurückgehen - und dazu führen könnten, dass sich die Landbiosphäre in den nächsten Jahrzehnten von einer Senke zu einer Kohlenstoffquelle entwickelt.

"Wenn die Kohlenstoffsenke Land nicht mehr einen bedeutenden Teil unserer Treibhausgasemissionen aufnimmt und sich zu einer Kohlenstoffquelle entwickelt, kann es zu einem raschen Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre kommen, was den Klimawandel beschleunigen würde", so Ruehr.

Der Bericht bietet politischen Entscheidungsträgern, Forschern und Umweltschützern wertvolle Einblicke in Strategien zur Eindämmung des Klimawandels und in die künftige Entwicklung der Kohlenstoffsenke Land. "Die Umsetzung nachhaltiger Landbewirtschaftungspraktiken ist eine Möglichkeit, die Landsenke weiter zu vergrößern, und ein wesentlicher Teil der Lösung der Klimakrise", sagte Keenan.

Die englischsprachige Vorlage dieser Presseinformation wurde uns freundlicherweise vom Rausser College of Natural Resources, UC Berkely, USA zur Verfügung gestellt.

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