ATTO-Workshop in Manaus: Mit voller Kraft voraus

Im Rahmen des deutsch-brasilianischen Kooperationsprojekts Amazon Tall Tower Observatory (ATTO) erforschen internationale Wissenschaftler*innen den Amazonas-Regenwald und seine Wechselwirkungen mit der Atmosphäre und dem Klima. Der jüngste Projekt-Workshop hat deutlich gezeigt, dass sich ATTO zu einem Forschungsstandort mit weltweit einzigartiger Leistungsfähigkeit entwickelt hat - trotz der Pandemie und der schwierigen Feldbedingungen.

Bei einem Workshop im Oktober trafen sich Wissenschaftler*innen des ATTO-Projekts in Manaus, Brasilien, darunter viele Forschende des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie. Es war der erste Präsenzworkshop seit Beginn der Pandemie, und viele Projektmitglieder trafen sich zum ersten Mal seit Anfang 2020 wieder persönlich. Schon aus diesem Grund war die Stimmung ausgelassen.

Drei Tage lang tauschten sich die Wissenschaftler*innen des Projekts über ihre Forschung aus. Mehr als 70 Teilnehmer*innen waren vor Ort auf dem INPA-Campus in Manaus, andere verfolgten den Workshop von Deutschland aus per Livestream bis spät in die Nacht. Wie im Jahr 2019 nahmen viele einheimische Studierende am Workshop teil, und ein Großteil der Zeit war der Präsentation ihrer Ergebnisse in Postersessions und intensiven Diskussionen gewidmet, in denen neue Wechselwirkungen zwischen den Disziplinen erörtert wurden. Jeder Tag begann mit Plenarvorträgen zu übergreifenden Themen. Einer der Schwerpunkte war zum Beispiel die bevorstehende CAFE Brasil-Kampagne des Forschungsflugzeugs HALO. Später wurden in interdisziplinären Diskussionsrunden Forscher*innen aus verschiedenen Arbeitsgruppen zusammengebracht, um Ideen auszutauschen, Synergien zu schaffen und die zukünftige Zusammenarbeit zu stärken.

Neben den wissenschaftlichen Diskussionen standen auch andere wichtige Themen auf der Tagesordnung. So wurde beispielsweise der Verbesserung der Verfügbarkeit von Informationen für Neuankömmlinge hohe Priorität eingeräumt. Ein weiterer Schritt wird die Erstellung eines Verhaltenskodex für die Arbeit an ATTO sein. "Die Arbeitsbedingungen an ATTO sind anspruchsvoll. Im Camp kommen viele Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen, und sie sollten ankommen mit einem guten Verständnis für die Bedingungen, die sie erwarten, und einem Verständnis dafür, wie die Dinge tagtäglich ablaufen", erklärt Susan Trumbore. "Wir sind sehr stolz auf die Sicherheitsbilanz von ATTO und wollen im Zuge der Erweiterung des Projekts eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts schaffen. Ein Verhaltenskodex und klare Informationen über die Bedingungen im Camp können dazu beitragen, das psychische und physische Wohlbefinden im ATTO-Feld sicherzustellen. Unser Ziel ist es, zu gewährleisten, dass ATTO ein sicherer Arbeitsort für die verschiedenen Forscher ist, die uns besuchen.

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch einer Gruppe von Lehrer*innen aus den lokalen Gemeinden in der Nähe des ATTO-Geländes. Bereits 2018 hatten mehrere Nachwuchswissenschaftler*innen eine Zusammenarbeit mit diesen Gemeinden initiiert, um insbesondere die naturwissenschaftliche Bildung der dort lebenden Kinder zu unterstützen. Aufgrund der Pandemie hatte diese Zusammenarbeit für einige Jahre pausiert, wurde aber in diesem Jahr wieder aufgenommen. In einem übergreifenden Projekt in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden erfasst jede Schule nun den Pegelstand des Uatumã-Flusses und erstellt so lokale Daten, die in die staatlichen Aufzeichnungen einfließen werden. ATTO-Wissenschaftler*innen besuchen die Schulen fast monatlich, um Unterrichtsstunden zu gestalten und gemeinsam mit den Schüler*innen interaktive Projekte weiterzuentwickeln. Durch die Teilnahme an dem Workshop erhielten die Lehrer*innen weitere Einblicke in die Forschung von ATTO und dem INPA, was es ihnen ermöglicht, zukünftige Kooperationen zu planen.

Die vielleicht wichtigste Botschaft des ATTO-Workshops ist jedoch, dass wir nach mehr als zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen nun wieder mit voller Kraft durchstarten. Ermöglicht wird dies durch den unerschütterlichen Forschergeist der Projektmitglieder und durch die finanzielle Förderung des Projekts. Nachdem die Finanzierung durch die Max-Planck-Gesellschaft und durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung bereits im vergangenen Jahr verlängert wurde, konnte Beto Quesada nun eine hervorragende Nachricht über brasilianische Fördermittel verkünden. "Wir freuen uns sehr, dass wir von der Financiadora de Estudos e Projetos (FINEP-MCTI) 8 Millionen Reals für ATTO erhalten haben. Damit werden wir unter anderem acht Wissenschaftler*innen für die nächsten drei Jahre finanzieren." Darüber hinaus werden in wenigen Wochen sechs weitere vom brasilianischen Nationalrat für Wissenschaft und Technologie (CNPq) finanzierte Projekte anlaufen.

"Diese finanzielle Unterstützung wird es den brasilianischen Forscher*innen ermöglichen, mit einer gleichmäßigeren Verteilung der Ressourcen zu arbeiten und eine starke wissenschaftliche Zusammenarbeit innerhalb des ATTO-Konsortiums in den kommenden Jahren zu gewährleisten, während wir gemeinsam daran arbeiten, weitere Geheimnisse des Amazonas zu entschlüsseln", so Beto Quesada abschließend.
 

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht