Fossile CO2-Emissionen erreichen neues Rekordhoch
Der neue Bericht des Global Carbon Project zeigt: Die fossilen CO2-Emissionen werden 2023 ein Rekordhoch erreichen.
Bleiben die Emissionen so hoch, wird das verbliebene Kohlenstoffbudget zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze voraussichtlich in sieben Jahren aufgebraucht sein.
Die Emissionen aus der Landnutzung nehmen zwar leicht ab, sind aber immer noch zu hoch, um durch nachwachsende Wälder und Aufforstung kompensiert werden zu können.
Die verbleibende Zeit, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen, läuft immer schneller ab. Dies zeigt die jährliche Bilanz des Global Carbon Projects (GCP), ein Zusammenschluss internationaler Wissenschaftler mit starker deutscher Beteiligung, an dem auch Sönke Zaehle und Christian Rödenbeck vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie als Autoren beteiligt waren. Demnach werden sich die fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2023 voraussichtlich auf 36,8 Milliarden Tonnen summieren und ein neues Rekordniveau erreichen, das 1,1% über den Werten von 2022 liegt.
Regional waren die Trends sehr unterschiedlich: Während die fossilen Emissionen in Indien und China anstiegen (+8,2% bzw. + 4,0%), sanken sie in Europa und den USA (-7,4% bzw. -3,0%), und geringfügig auch im Rest der Welt (-0,4%). Für Europa begründen die Autoren den Rückgang mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und den Auswirkungen der Energiekrise. Das Wachstum in China sei teilweise auf eine verzögerte Erholung von den Auswirkungen der COVID-bedingten Lockdowns zurückzuführen.
Globale CO2-Emissionen weit entfernt von den erforderlichen Einsparungen
Zusammen mit den Emissionen aus der Landnutzung belaufen sich die globalen CO2-Emissionen 2023 auf etwa 40,9 Milliarden Tonnen. Dies ist weit entfernt von den deutlichen Einsparungen, die nötig wären, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, so die Autoren. Zwar sei die Schätzung des verbleibenden Kohlenstoffbudgets mit großen Unsicherheiten behaftet, dennoch sei klar, dass die Zeit schnell ablaufe: Wenn das derzeitige Niveau der CO2-Emissionen anhält, könnte das verbleibende Kohlenstoffbudget für eine 50%ige Chance, die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, in sieben Jahren und für eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,7°C in 15 Jahren aufgebraucht sein. „Sofern keine höhere Anstrengungen bei der Emissionsreduktion erfolgen, erscheint es unausweichlich, dass wir das 1,5°C-Ziel überschreiten werden“ sagt Julia Pongratz, Professorin für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der LMU München.
CO2-Entnahme erstmals ausgewiesen
Die Emissionen durch Entwaldung nahmen zwar leicht ab, aber zurzeit wird nur etwa die Hälfe der Emissionen aus Entwaldung durch CO2-Aufnahme in nachwachsenden Wäldern und Aufforstung ausgeglichen. Durch technische Lösungen, wie etwa das sogenannte Direct Air Capture and Carbon Storage (DACCS), die unabhängig von Vegetation funktionieren, wird derzeit nur eine verschwindend geringe Menge CO2 aus der Atmosphäre entnommen.
El Niño macht sich bemerkbar
Für 2023 schätzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass etwa die Hälfte des emittierten CO2 durch Senken an Land und im Meer absorbiert wird. Der Rest gelangt in die Atmosphäre, deren CO2-Gehalt dadurch auf einen Jahresmittelwert von etwa 419 ppm (parts per million) ansteigen wird. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass sich der Einfluss des Wetterphänomens El Niño auf die CO2-Senken an Land und im Meer in 2023 wie auch in 2024 auswirken wird. „In El-Niño-Jahren nehmen in Regionen wie dem Amazonasgebiet und Südostasien Trockenstress und Waldbrände zu und reduzieren so die globale Landsenke“, erklärt Sönke Zaehle, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie und Mitautor der Studie. Da erwartet wird, dass El Nino sich auch in den kommenden Monaten weiter verstärkt, ist insgesamt mit einem noch stärkeren Wachstum der atmosphärischen CO2-Werte im Jahr 2024 zu rechnen
Der Bericht über das globale Kohlenstoffbudget, der von einem internationalen Team von mehr als 120 Wissenschaftlern erstellt wird, bietet eine jährliche, von Fachleuten überprüfte Aktualisierung, die auf bewährten Methoden aufbaut und vollständig transparent ist. Er wird am 5. Dezember auf einer Pressekonferenz im Rahmen der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai vorgestellt, bei der sich Vertreter aus über 200 Staaten treffen, um über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beraten.
Aus dem deutschsprachigen Raum sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Alfred-Wegener-Instituts (Bremerhaven), der ETH Zürich, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung (Kiel), des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), des Karlsruhe Institut für Technologie, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung (Warnemünde) der Ludwig-Maximilian-Universität (München), des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (Hamburg), des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie (Jena), des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung und der Universität Bern beteiligt, die mit Ozeanbeobachtungen, Modellsimulationen von Ozean, Land und Atmosphäre sowie Analysen zu dem Bericht beitrugen.