Interaktionen zwischen Landökosystemen, Atmosphäre und Klima
Dr. Sönke Zaehle ist seit neuer Direktor am Max-Planck-Instituts für Biogeochemie.
Dr. Sönke Zaehle ist seit dem 1. Mai 2020 neuer Direktor am Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und übernimmt die Leitung der neuen Abteilung Biogeochemische Signale. Der Geoökologe untersucht, wie sich Landökosysteme und die Atmosphäre gegenseitig beeinflussen, und welche Rolle Nährstoffkreisläufe dabei spielen.
Ziel der Forschung von Dr. Zaehle ist es, die Wechselwirkungen zwischen Stoffkreisläufen der Landoberfläche und der Atmosphäre auf lokaler, regionaler und globaler Ebene besser zu verstehen, und so bessere Prognosen für die Auswirkungen des Klimawandels zu erstellen. Neben den essenziellen und klimarelevanten Kreisläufen von Kohlenstoff und Wasser liegt der Fokus von Dr. Zaehles Forschung auf den pflanzlichen Nährstoffen Stickstoff (N) und Phosphor (P) und deren Bedeutung für das Pflanzenwachstum, den Wasserhaushalt sowie den Kohlenstoff-Kreislauf.
Dr. Zaehle kombiniert Wissen über ökophysiologische Prozesse mit der Erfassung und Modellierung von Stoffkreisläufen auf verschiedenen räumlichen Skalen. Beispielhafte Fragestellungen sind die Auswirkung der Nährstoffverfügbarkeit auf die CO2-Düngung der Vegetation, oder der Einfluss von Stickstoffzufuhr auf die Speicherfähigkeit von Kohlenstoff im Boden. Darüber hinaus untersucht er, wie sich der Klimawandel auf die Stoffkreisläufe der terrestrischen Ökosysteme auswirkt und in welchem Maße sich dabei Wechselwirkungen mit der Atmosphäre ergeben.
Um diese Fragen zu beantworten, entwickelt Dr. Zaehle komplexe Modelle zur Simulation der biogeochemischen Stoffkreisläufe und ihrer Abhängigkeit von Klima, Vegetations- und Bodeneigenschaften. Basierend auf seinem Expertenwissen über die physiologischen Grundlagen der Ökosystemprozesse versucht er, diese Modelle besser der Realität anzupassen. Die verbesserten Modelle testet er mit verschiedenen Arten von Ökosystem- und Atmosphärenbeobachtungen. Seine Erkenntnisse bringt Dr. Zaehle auch in globale Modelle des Erdsystems ein, um die Auswirkungen zunehmender Einflüsse des Menschen auf die Landökosysteme abzuschätzen. Der Forscher fügt sich damit lückenlos in das Profil des Instituts ein und er setzt stark auf interdisziplinäre Wissenschaft.
„Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Sönke Zaehle in der Leitung des Instituts. Ohne Zweifel wird er unser Max-Planck-Institut für Biogeochemie mit seiner wissenschaftlichen Vision und Herangehensweise sowie mit seinen persönlichen Fähigkeiten außerordentlich bereichern.“ sagt Prof. Markus Reichstein, derzeit Geschäftsführender Direktor am Institut. Prof. Susan Trumbore, Direktorin und Leiterin der Abteilung Biogeochemische Prozesse, gratuliert ebenfalls zur neuen Leitungsfunktion und ergänzt „ Mit seiner Ernennung wird die Expertise unserer Forschung zur Rolle der Biosphäre im Klimasystem des Instituts weiter gestärkt.“
„Ich freue mich schon sehr darauf, in Zusammenarbeit mit den vielen Kollegen am MPI-BGC meine Forschung zu vertiefen“, sagt Dr. Zaehle. Er habe aber auch Respekt vor den vielfältigen Aufgaben, die nun auf ihn warten. Für den Nachfolger des emeritierten Direktors Prof. Martin Heimann ist der Einstieg in sein Amt allerdings mit einigen Herausforderungen verbunden. Bedingt durch die Corona-Pandemie findet ein Teil des Institutslebens im Homeoffice und virtuell statt.
Dr. Sönke Zaehle studierte Geoökologie und Umweltwissenschaften in Braunschweig und Norwich (U.K.) und promovierte an der Universität Potsdam und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Nach seiner Postdoktorandenzeit am Laboratoire des Sciences du Climat et de l'Environnement in Gif-sur-Yvette (Frankreich) war er ab 2008 als Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biogeochemie tätig. Zaehles Forschung wurde unter anderem von der Europäischen Kommission (EK), der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Microsoft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der DFG. Dr. Zaehle arbeitet am 6. Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) mit, und leitet derzeit unter anderem das vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderte Consolidator-Projekt QUINCY.