Übersicht zum Thema Systemische Risiken veröffentlicht
Klimawandel, Biodiversitätskrise, Gesundheit, Finanzmärkte – die systemischen und mit großen Unsicherheiten behaftete Risiken, mit denen die Welt heute konfrontiert ist, können Dominoeffekte auf alle Systeme und Sektoren haben. Daher ist eine integrierte Betrachtung erforderlich, die die Komplexität von klimabedingten Gefahren und deren Auswirkungen, Verwundbarkeit und Exposition berücksichtigt. Um systemische Risiken besser zu verstehen und rechtzeitig darauf zu reagieren, veröffentlicht heute der Internationalen Wissenschaftsrat (ISC), das Büro der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge (UNDRR) und das Risk Knowledge Action Network (Risk KAN) eine neue Übersicht.
"In einer global hochgradig vernetzten Welt, die mit dem fortschreitenden anthropogenen Klimawandel, Konflikten, großen Unterschieden in Wohlstand und Wohlbefinden und den lang anhaltenden Folgen der COVID-19-Pandemie konfrontiert ist, sind komplexe und dynamische systemische Risiken die 'neue Normalität'", schlussfolgert Prof. Markus Reichstein, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena, Deutschland, der als Vorsitzender des Knowledge Action Network on Emergent Risks and Extreme Events (Risk KAN) Mitverfasser des Leitfadens ist. Er fügt weiter hinzu: "Diese Briefing Note erweitert unseren früheren Kommentar in der Zeitschrift Nature 'More floods, fires and cyclones - plan for domino effects on sustainability goals' (Mehr Überschwemmungen, Brände und Wirbelstürme - Planung für Dominoeffekte bei Nachhaltigkeitszielen) und zeigt, dass die Lösungen auch systemisch sein und viele Sektoren und Regionen gleichzeitig umfassen müssen, wie Ernährungssicherung, Bildung, Infrastruktur, und Finanzmärkte."
Im Leitfaden wird erläutert, dass Klimarisikobewertungen und Anpassungsstrategien, die sich ausschließlich auf direkte und klar identifizierte Gefährdungen für einzelne Nationen und Sektoren konzentrieren, nicht ausreichen, um systemische Risiken wie den Klimawandel oder eine globale Pandemie zu bewältigen. Nur durch die Verringerung systemischer Schwachstellen wird die Welt in der Lage sein, systemischen Risiken entgegenzutreten.
In Anbetracht der Unwägbarkeiten und der Komplexität, die mit der Identifizierung und Analyse systemischer Risiken verbunden sind, betonen die Autor*innen der Briefing Note auch, dass kein einziger stromlinienförmiger Ansatz die Komplexität miteinander verbundener, sich verstärkender und kaskadierender Risiken erfassen kann. Stattdessen wird die Verwendung eines Portfolios von verschiedenen Ansätzen vorgeschlagen, die einen stufenweisen Lernansatz verfolgen. Darüber hinaus können Ansätze, die auf einem offenen und inklusiven Prozess unter Einbeziehen einer Vielzahl von Interessenvertretern beruhen, das Vertrauen und die Akzeptanz der Entscheidungsträger deutlich erhöhen.